„So this is how Star Wars dies… With thunderous applause.“ – eine Polemik

Viel zu spät am Abend habe ich mal wieder geschaut, was es so neues von der Mark-Hamill-Front gibt. Ihr wisst schon, Luke, aka „A New Hope“, der Vader nicht mal aufgab, als dieser seinen eigenen Sohn dem Imperator übergab – Symbol für Hoffnung und die Tugend der Jedi. Der erst von Disney vergewaltigt und sterben gelassen wurde, auf dem Set geknechtet und in seinem kreativen Feedback missachtet, nur um ihn dann nach seiner Kritik scheinbar mit gewissen Vertragsklauseln zurück zu pfeifen.

Dieser Komplex interessiert mich momentan sehr, ist es doch der Kampf einer Ikone der Nerdkultur (Mark Hamill ist als Synchronstimme noch viel mächtiger) gegen das widerliche System Hollywoods.

Ich hoffe ja darauf, dass diese Sith Mind Tricks, dieses ignorante, immer gut gelaunte Hype-Gelaber um diese toxische Filme irgendwann soweit geht, dass die Welle bricht und die Leute die Chose endlich mal durchblicken und die Scheiße einfach mal boykottieren. Ein Audience-Score von 46% auf Rottentomatoes lässt hoffen. Disneys Star Wars ist kontemporäres Deppenkino, welches nur mit Pathos, emotionaler Bindung, Marketing auf allen Ebenen und ohne wirklichen Sinn funktioniert, nur weil es daraufhin konzipiert ist, einen mit audiovisuellen und emotionalen Effekten bei den Synapsen zu packen und kurzweilig „Spaß“ zu machen. Und weil es auf der Marke aufbaut, die nun mal kulturelles Erbe ist und nun wunderbar an diese „wir sind alle voll die Nerds“-Trendkacke andockt. Eine Analyse über Moral oder Werte der Filme führt nur zu akutem Brechreiz. Hollywood ist größtenteils ein verachtenswerter Haufen voller Lügner, Bullies und böser Leute, die nichts anderes als Geld interessiert. Und „Mary Sue“ ist ein sexistischer Ausdruck – the more you know.

Es nimmt mittlerweile immer psychotischere Züge an, und die Vermutung, die ein yt-Kommentator bringt ist gar nicht mal so abwegig:

„In fact, at 0:17 it almost looked like the Producer touches his nose in an odd way to signal his man in the audience to start some whooping and applause. Damn I can’t unsee it now…“

Scheint mir auch so. Der Producer schaut Hamill an, als würde er ihn dafür umbringen wollen, dass er beim Kreiswichsen nicht mitmacht. Und die Kritik unterbindet er damit perfekt. Für die Masse beeinflussende Hollywood-Teufel der einfachste Trick. Ein schönes Detail ist auch, wie Produzent und Regisseur die gleiche Pose mit übereinandergeschlagenen Beinen einnehmen, die so einen gekünstelten Vibe vom nachdenklichem Künstler versprüht.

Es ist wirklich schade und verachtenswert. Man kann vom Star Wars-Franchise halten was man will. Aber in der Grundstruktur war Star Wars eine humanistische Wertevermittlung für bildungsferne Jugendliche, eingepackt in allerlei schönem Zeug, im Gewand einer Space Samurai Opera im üblichen Heldenzyklus. So hat es Lucas damals konstruiert und damit viele Leute erreicht und Hoffnung und Lebensphilosophie geschenkt.

Dass jetzt die dunkle Seite der Macht in Form einer Maus und ihren positivistischen, kapitalistischen Schergen das Franchise vergewaltigt und bis 2030 vermutliche alle 6 Monate einen neuen Film auskotzen wird, ist auf einer medialen Metaebene ein Faszinosum. Die dunkle Seite der Macht erstarkt – mit Trump als President und Lucasfilm in der Hand von Disney. Wenigstens sind die Memes und Videos gut, die die Scheiße ein wenig dekonstruieren. Ein wenig unzivilisiert, aber eine gute Waffe im Kampf gegen diese Marketingmaschinerie:

Man muss den gescheiten, künstlerisch und sensibel beseelten Leuten nur in die Augen blicken. Mark, augenrollend, wie er mit sich auf der Bühne und in Interviews kämpft oder sich in Sarkasmus flüchtet, um nicht komplett die Fassung zu verlieren, immer wieder erschrocken vor so viel Arroganz, Ignoranz, Lug und Trug, oder man macht einfach das Video von Lucas‘ Vertragsunterzeichnung an: Als er den Stift absetzt, weiß er, dass er sein Kind an den Teufel verkauft hat, der auch der Situation entsprechend angezogen ist.

Schlimm sind auch all die Reporter, welche zu solchen und ähnlichen Marketingevents irgendwelche völlig banalen Fragen stellen und immer nur hohl am witzeln und strahlen sind, hypend, gierend und im eigenen Ejakulat schwimmend dieses System unterstützen, aus dem sie wiederum selbst Kapital schlagen. Und alles mit so ’ner gekrampften, großfamiliären Wohlfühlathmosphäre.

Für die Leute, die auf diese Masche hineinfallen und all das mit ihrem Geld legitimieren, verspüre ich eine seltsam difusse Mischung aus Mitleid und Verachtung. Mittlerweile vor allem ersteres.

Boykottiert diese Scheiße, ernsthaft!

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