Asterix, ein Kindercomic?

Youtube war mir heute besonders gnädig und bot mir an, zum Frühstück die Prüfung rund um den Passierschein A38 aus dem Klassiker „Asterix erobert Rom“ von 1976 zu schauen. Nebst eines Kommentars einer/s Angestellten im öffentlichen Dienst, dass es genau so zuginge – „und wenn wir keine Bürger zum Trietzen haben, treiben wir uns selbst in den Wahnsinn“ – gab es eine kurze, eher auf Einzeilern aufbauende Diskussion, ob Asterix nun ein Comic für Erwachsene oder für Kinder sei.

Aufgrund des folgenden Kommentars musste ich mich jedoch kurz echauffieren:
„Natürlich gibt es auch Zeichentrickfilme bzw. -serien für Erwachsene (felidae, south park) aber asterix gehört sicherlich nicht dazu. Lässt sich eher mit Tim und struppi und lucky luke vergleichen. Zudem ist die Vermarktung von asterix und obelix eindeutig auf kinder ausgerichtet (ü-ei-figuren, gameboy-spiele, happy meal etc.).“
Auch wenn der Kommentar bezüglich der skurrilen Vermarktung des Franchises durchaus Berechtigung besitzt. Bei der Bewerbung von Ghiblifilmen wird im Westen schließlich auch der Fehler gemacht, sie ausschließlich an Kinder und Jugendliche zu adressieren. Und das Spiel „Asterix & Obelix“ auf der Super Nintendo war zudem verfickt schwer!

Mein Punkt war nun folgender:

Das schöne an Asterix ist doch, dass die Geschichten generationsübergreifend funktionieren.
Für mich als Kind, welches mit diesen Heften lesen gelernt hat, waren es schöne, fantasiereiche und spannende Abenteuergeschichten voller schöner, reicher Bilder. Gerade wenn ich an die Hintergründe von Korsika denke, wenn Asterix und Obelix zum Dorf der Korsen gehen, oder die üppigen Wälder, die für die Trabantenstadt abgeholzt werden, oder der Dschungel und die Bauten im Morgenland oder oder oder.

Desto älter ich wurde, desto mehr fielen mir die kleinen Details, die Anspielungen und die Referenzen auf. Und Wortwitze kriegen auch eine völlig neue Ebene.
Man kann also, je nach Wissenstand, ganz unterschiedliche Zugänge zu den Comics haben.

Und was wichtig ist, was auch als Kind schon absolut verständlich war:
Die Moral, die aus ihnen spricht.

Man könnte sogar immens weit in etwaigen Symbolismus rein gehen und viel interpretieren, wenn man sich beispielsweise Asterix bei den Schweizern anschaut. Wie da bereits das Bankenwesen, Korruption und der Elfenbeinturm und die Selbstherrlichkeit der Herrschenden dargestellt wird. Der Präfekt aus Rom wird sogar vergiftet, als er die Steuerhinterziehung eines Provinzfürsten aufdecken will und unsere beiden Helden machen sich auf, ein Edelweiß zu suchen, welches der Druide für ein Gegenmittel braucht. Eine Pflanze, welche einerseits für Widerstand gegen Strapazen steht (vergleiche den Brauch, der Liebsten ein Edelweiß zu besorgen), historisch ist es aber auch ein Symbol des Widerstands ist (siehe Edelweißpiraten). Und in diesem Falle stellt es vielleicht auch eine Art geistige Einstellung dar, welche sich gegen die etablierte, destruktive Ordnung richtet und den Spirit der unbeugsamen Gallier verkörpert. Eine Blume, vielleicht die Blume der Kultur und der Liebe gegen entmenschlichte korrupte, soziopathische, sich selbst bereichernde Herrschende, welche absurdeste Orgien feiern. Vielleicht etwas weit hergeholt, aber selbst das könnte man von Goscinny erwarten. Nur um mal grob die poetische Fülle der Werke anzureißen.

Ebenso haben mir die Comics damals großes Interesse an der Antike und der lateinischen Sprache vermittelt und viel Allgemeinwissen gelehrt.

Asterix gehört also sicherlich zu den universellen Comics, welche für jung und alt geeignet und beiderlei Zugang auf einer eigenen Ebene gewähren und dabei einen großen kulturellen Nährwert besitzen.

Selbstverständlich lässt sich das gesamte Asterix-Universum nicht so einfach zusammenfassen und über einen Kamm scheren. Punkte, die sich beispielsweise um die Vermarktung des Franchises von allem möglichen Merchandise bis hin zu einem Vergnügungsparkt drehen, seien genauso bedacht wie die Entwicklung nach dem Tod des herausragenden Autors Goscinny oder dem Ruhestand des Zeichners Uderzo. Dies jedoch ist etwas für einen anderen Tag.

Zum Abschlus noch ein kleines erhellendes Funfact – danke an Youtuber „Ben Höxti“:
„was keinem wirklich aufgefallen ist: obelix hat die bestie in der höhle vermutlich aufgegessen.
als sie in der höhle bei der bestie ankommen meint obelix er hat riesen hunger. als nächstes sieht man wie sie aus dem loch klettern und in der stadt ankommen. wie sind sie an der bestie vorbei gekommen? was ist da passiert. obelix erwähnt nix mehr vom hunger sondern bestellt ein schnäpschen. einen schnaps trinkt man für gewöhnlich nach dem essen. also hat obelix vermutlich die bestie gegessen :D“

„Khan Afridi“ bestätigt dies:
„Im original französischen war es auch so das er dem kleinen römer sagt das die bestie lecker war und der römer guckt dann entsetzt. Auf deutsch haben die das zensiert(?) und der entsetzte blick vom römer macht gar keinen sinn mehr in der situation“

The more you know.

Nunc est bibendum!

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